Das Glasfasernetz in Zürich soll das Doppelte kosten wie das Glasfasernetz in Basel und dies u. a., weil die EWZ auch in Telekommunikationsgeschäft einsteigen wollen. Der Gewerbeverband Zürich, die Junge FDP (auch Andres Türler von den EWZ ist bezeichnenderweise FDP), der Großkonzern UPC (cablecom), die SVP und auch kleine Anbieter für günstiges Internet, die von den EWZ vom Markt verdrängt werden sollen, wehren sich gegen den kommunistisch anmutenden Glasfaserzauber.

Zudem würden nur wenige, zirka 9 %, in den Genuß der Vorteile kommen. Billiganbieter würden noch stärker verdrängt und anders als in Basel, Bern oder St Gallen dank Türler / EWZ keinen Marktzugang mehr bekommen.
Wenn der EWZ-Geschäftsplan nicht aufgehe, was wahrscheinlich sei, müßte das Finanzloch durch die Stadt und damit letztlich durch den Steuer- und Gebührenzahler gestopft werden, sagte Ineichen. Das wiederum werde die “ bereits riesige Schuldenlast“ für die jungen Generationen noch weiter vergrößern.
Und es liegt es auf der Hand, daß Verluste beim EWZ sich negativ auf die Strompreise für das Gewerbe auswirken werden. Es sei deshalb völlig unnötig, daß sich das EWZ mit dem Glasfasernetz in ein milliardenschweres Abenteuer stürze, sagte Späh vom Gewerbeverband Zürich.
Ralf Beyeler, Telekommunikationsexperte bei Comparis, spricht im Tagesanzeiger vom 9.8.2012 über den Technologievergleich von Stadtrat Andres Türler hinsichtlich der Debatte um die EWZ-Glasfasernetz-Abstimmung vom 23.9. (“WLAN ist ein Auslaufmodell”):

“Auslaufmodell WLAN: «Das ist Schwachsinn»”
Wortwörtlich sagte er (Quelle Tagi, kursiv markiert):
Tagi: Herr Beyeler, der Zürcher Stadtrat verteidigt die 400-Millionen-Investition in ein Glasfasernetz. Er äußerte gegenüber Tagesanzeiger.ch, daß die Stadt nur mit der Glasfasertechnik den Anschluß nicht verlieren wird. Stimmt das?
So absolut, nicht, nein. Glasfasern bieten mittelfristig sicher den leistungsfähigsten Anschluß. Es ist aber durchaus vorstellbar, daß andere Technologien mithalten werden. Swisscom arbeitet beispielsweise an einem Pilotprojekt, das die Kapazität der bestehenden Telefonleitungen erhöht.
Stadtrat Andres Türler bezeichnet das WLAN zudem als Auslaufmodell.
Das ist Schwachsinn, viele Menschen, die unterwegs sind, nutzen WLAN und werden es weiterhin tun. Stellt man die beiden Technologien einander gegenüber, ist es, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Ein städtisches WLAN würden die Menschen unterwegs benutzen, ein Glasfaseranschluß ist für den Gebrauch an einem fixen Standort gedacht. Damit kann jeder Private mit einer eigenen Antenne sein eigenes WLAN machen. Das ist nicht die Aufgabe der öffentlichen Hand.
Rudolf Widmer von dem Unternehmen Routerless äußert sich dazu wiefolgt (kursiv):

Kernpunkt des Gesprächs mit Ralf Beyeler: Glasfaser ergänzt die heutigen Technologien mit Kupferkabeln, WLAN und Mobilfunknetzen, aber löst diese nicht ab. Für große Distanzen braucht man Glasfaserleitungen, für kurze Distanzen aber gerade nicht.
Die Befürworter der Abstimmungsvorlage führen gerne zum Vergleich den staatlichen Straßenbau ins Feld. Aber das Argument ist falsch, denn auch dort gilt: Man baut nicht bis in jede Wohnung einen Autobahnanschluß, sondern erstellt nebst Autobahnen auch ein Netz von Quartier-, Haupt- und Kantonsstraßen und schafft damit schnelle Verbindungsmöglichkeiten von A nach B. Dasselbe gilt fürs Internet: Eine Glasfaserstrecke für große Strecken (backbone) macht Sinn, wenn für die Kleinverteilung daran Kupfer-, Mobilfunk- oder WLAN-Netze angeschlossen werden. Dieses Konzept verbietet aber das EWZ, um seine Geschäftsplanrendite nicht zu gefährden.
Richard Späh (GVZ): Dieses Projekt ist ein finanzieller Wahnsinn. Es ist wie wenn man ein kleines Dorf in den Bergen mit einem Viertelstunden-Takt an den öV anschliessen würde.
Mauro Tuena (SVP): Das Glasfasernetz wird mit den Betriebskosten 1’000 Millionen = 1 Milliarde kosten. Es wird flächendeckend gebaut, obwohl nur 9% der Haushalte es brauchen. Dies sind meist grössere Firmen, die bereits jetzt schon Glasfaser haben!
Adrian Ineichen (Jungfreisinnige): Die Datenübertragung ist keine Staatsaufgabe. Private bieten jetzt schon diese Dienstleistung günstiger an als das EWZ in seinem Budget kalkuliert hat. Das EWZ hat also schon verloren, bevor es begonnen hat. Über die Gebühren werden alle Strombezüger das Defizit decken müssen.
Rudolf Widmer (Routerless): Wer mit einem Geschäftsplan über 30 Jahre wirbt als Argument für den Bau eines Internetinfrastrukturnetzwerks, der baut auf Sand. Vor 30 Jahren gabs noch nicht mal Internet. Was wird in 30 Jahren sein?
FDP-Nationalrat Ruedi Noser war von Anfang an gegen den Bau eines staatlichen Glasfasernetzes in Zürich», schrieb die NZZ im Juni 2010. Jetzt sitzt Noser im Vorstand von der erst neugegründeten Interessenvertretung www.Glasfasernetz-Schweiz.ch und es ist erstaunlich ruhig geworden. Erinnert fast schon an „Unser täglich Gift„.
Und auch jemand, der es wissen muß, niemand geringerer als Alcatel-Lucent-Forschungschef Rainer Fechner sagt im Gespräch mit inside-it.ch: „Ich würde nein stimmen.“ Glasfaservernetzung innerhalb von normalgroßen Wohngebäuden brauche es nicht.
Und der Kosumentenschutz kritisierte schon der Vorgängerprojekt des Glasfasernetz-Baus in Zürich.
Die IT-Branche entwickelt sich rasend schnell, schon jetzt gehe der Trend klar in Richtung mobile Internetnutzung. Es ist Wahnsinn, soviel Steuer-Geld in der Erde zu vergraben und bloß in eine einzige Technologie zu investieren.
„Es fragt sich, wer sind eigentlich die Profitöre?“, so auch Internetunternehmer Remo Maßat (Schlagwort AG, 1a Internet GmbH, weitere) und Mitautor von Schweiz-Blog.ch. Bei nur 9 % Nutzern ist es nicht die breite Bevölkerung. Vom Milliardenbetrag profitieren die Unternehmen, welche die Glasfasernetze verlegen sollen. Man möchte Andres Türler nichts unterstellen, aber, daß ausgerechnet ein FDP-Politiker wie er sich gegen den freien Markt wendet, kleinen Anbietern die Zugang verwehrt (anders als in St. Gallen, Bern, Basel usw. usf.) und solche planwirtschaftlichen Aktionen startet, hat ein Geschmäckle. Sonst ruft die FDP immer, daß der private Markt spielen soll. Und hier sollen die Steuerzahler über 1.200.000.000 Schweizer Franken zahlen. Und dies ohne Not. Es gibt genügend leistungsstarke private Anbieter. Und so rief das unglaubliche Vorgehen von Andres Türler selbst große Mitbewerber wie UPC Cablecom auf den Plan. Sie wurden allerdings von der Polizei behindert.
Die NZZ berichtet (kursiv): Der Gewerbeverband ist aber nicht der Einzige, der sich im erst spät lancierten Abwehrkampf gegen den weiteren Ausbau des städtischen Glasfasernetzes ausgebremst sieht. Auch das Telekomunternehmen Cablecom beteiligt sich kurz vor der Abstimmung vom 23. September noch an einer Gegenkampagne. Seine Idee, Studenten in Glasfaserkabel-Kostüme zu stecken und Flugblätter verteilen zu lassen, scheiterte allerdings am Nein der Gewerbepolizei. Wie der Mediendienst von Cablecom den «Tages-Anzeiger» wissen ließ, hat die Gewerbepolizei die Röhrenkostüme als zu gefährlich erachtet: Die wandelnden Werbeträger könnten nicht nach oben schauen, war die Begründung.
Informationswebseite zur EWZ-Glasfasernetz-Abstimmung vom 23.9.
Faktenblatt auf der Seite des Gewerbeverbandes Zürich
David gegen Goliath: Fernsehbericht des SRF zum Fall Routerless