Minder ist als Parteiloser Mitglied der SVP-Fraktion. Nachdem Verhandlungen mit den Grünliberalen scheiterten, wurde er Mitglied. Ganz SVP war er nie. Ganz grün wurde er nie mit der SVP. Der aktuelle Bruch mit Blocher, den er nun öffentlich als Wildsau bezeichnet und als Verräter, zeigt dies einmal mehr (Blocher antwortete auf TeleBlocher, er empfinde die Bezeichnung Wildsau als Ehre…)
Die Abzockerinitiative versuchten weite Kreise der Wirtschaft und versuchen weite Kreise der Wirtschaft zu verhindern. Seit Jahren. Es handelt sich hierbei weniger um Unternehmen der Schweizer Wirtschaft, sondern um viel mächtigere Spieler – Globalesisch „player“.
Sogenannte Globalisierungskonzerne bzw. kurz Globalisierer. Die sich in der Schweiz eine Nische erhoffen. Daß die Schweiz eines der ganz wenigen Länder der Welt bleibt, in welchen Aktionäre nicht über die Lohn-Zahlungen oder ggfs. Lohnexzesse der Leitungsgremien entscheiden dürfen. Dies ist jedoch sowohl in Hinsicht auf die Tradition als auch in Hinsicht auf die Zukunft der Schweiz falsch. Hier täuscht sich Blocher.

Minder hätte seine Abzockerinitiative zurückziehen sollen, so das Unterfangen von Blocher, als er mit Minder das Gespräch suchte.
Um die Abzockerinitiative und Minder zu verstehen, muß man auch den Hintergrund begreifen bzw. kennen.
Denn Minder ist nicht ganz freiwillig in die Politik gegangen:
Der Hintergrund der Abzockerinitiative war eine traumatische Erfahrung, bei welcher Abzocker-Exzesse von Banken und Swissair den Jungunternehmer Minder fast in die Pleite getrieben hatten.
Dies führte später dazu, daß Minder- nachdem er die unverschuldete Krise doch noch überstanden hatte – für aus eigener Tasche bezahlten 50.000 Franken aus Empörung über die Mißstände Zeitungs-Inserate schaltete.
Dies, nachdem seine Firme Trybol aufgrund von Lohnexzessen und Mißwirtschaft – bzw. in Sprache der Globalisierer standesgemäß in Globalesisch gesagt Miß-„Mänätschment“ – als Auftraggeber der Swissair fast pleiteging.
Was war passiert?
KMU-Firmeninhaber Thomas Minder – heute (auch) ein Ständerat – war als Kleinunternehmer mit einer Handvoll Angestellten wie gelähmt, als er sah, daß Millionensaläre des Versagergremiums von den Bänkern an die höchste Verwaltungsebene noch für Jahre im Voraus (!) bezahlt wurden und kurze Zeit später plötzlich nicht einmal mehr Geld auf der Bank war, um Kerosin zu kaufen. Kerosin, um die Flugzeuge zu betanken wohlgemerkt. Nicht Kerosin für Lagertanks.
Für eine Fluggesellschaft in der Geschichte weltweit ein einmaliger Vorgang. Daß Flugzeuge nicht starten können, weil das Kerosin fehlt. Sowas gibt es nicht mal in Entwicklungsländern.
Und dabei hieß die Swissair vorher „fliegende Bank“. Nebst Kerosin, das nicht mehr da war, war auch kein Geld mehr da, um winzige Kleinunternehmer zu bezahlen, welche Aufträge von der Swissair angenommen hatten.
Minder mußte um seine Existenz und die seiner Mitarbeiter fürchten. Und dies bei paralell stattfindenden Vorauszahlungen in Abermillionen-Höhe für das verantwortliche Leitungsgremium.
Blocher hätte es besser wissen müssen
Natürlich zieht einer, dem die Sache der Lohnexzesse und anderer Ungerechtigkeiten so auf die Psyche schlug nach einem über ein Jahrzehnt (solange ist das mit der Swissair schon her!) andauernden Kampf gegen diese Ungerechtigkeiten nicht zurück.
Minder war zudem nie Teil der globalen Wirtschaftselite, kein Davos-Unternehmer, der am WEF mit Pelzmantel-tragender Frau spazierengeht und mit Schauspielern über die moralischen Mißstände der Welt philosophiert.
Er gehörte nie zu den Philipp Hildebrands (ein ehemaliger EU-Politologe, gelobt für seine globalen Beziehungen) dieser Welt
Und da kann auch EconomieSuisse, ein Verband, welcher sich Verband der Schweizer Wirtschaft nennt, aber im Gegensatz zum Schweizerischen Gewerbeverband alles Mögliche (und Unmögliche) weltweit in seinen Interessen vertritt, sich unlauterer Methoden bedienen, wie er will.
Keine bezahlten Studentenkommentare, keine noch so gut durch Lobbyisten-Agenturen plazierten und propagandierten Lügen, daß die Abzockerinitiative der Schweizer Wirtschaft schaden würde, helfen da. Die Angelegenheit ist zu offensichtlich.
Maßlosigkeit und Exzesse sind nicht nur unschweizerisch, sondern sie schaden auch der Wirtschaft der Schweiz.
Die Schweizer Wirtschaft ist deshalb vorbildlich, ist deshalb so stark geworden, weiß sie bodenständig blieb. Sich in Mäßigung übte, wo andere Länder bzw. deren Wirtschaften sich im Schulenmachen und in Exzessen übten.
Ich glaube, hier täuscht sich Blocher. Und ich glaube ihm auch einfach seine Argumente nicht.
Blocher ist ein hervorragender Politiker, dem jeder Schweizer dankbar sein müßte, weil die Schweiz nicht in der EU ist. Und jeder Europäer auch, weil die Schweiz durch ihre Nicht-Mitgliedschaft zeigt, daß Unabhängigkeit und Marktwirtschaft mehr bringen als Planwirtschaft und Gängelei wie in der EU.
In den meisten EU-Ländern können die Aktionäre über die Saläre der Verwaltungsräte entscheiden. Also selbst in der von mir sooft als planwirtschaftlich gescholtenen EU.
Warum soll soetwas zutiefst Freiheitliches und zutiefst Marktwirtschaftliches der Schweizer Wirtschaft schaden?
Das verstehe ich nicht.
Und: Warum braucht ein Verwalter (ein Mänätscher) einer Bank wie der Amerikaner Bradly Dougan als Chef der CS – Crédit Suisse kurz nachdem die Schweizer Großbank bzw. die Globalgroßbank vom Schweizer Steuerzahler hätte gerettet werden müssen, sage und schreibe 70,9 Millionen Franken? Man rechne mal um, was das für ein Stundenlohn ist. Sowas ist Schwachsinn.
Und ich glaube: Das ist selbst dem dümmsten Dummkopf in der Schweiz bewußt, daß dies so ist.
Und allein aus diesem Grunde sollte jeder anständige Mensch, der ein Konto bei der CS hat oder bei der UBS, dieses umgehend künden. Denn Besserung ist wirklich nicht in Sicht. Siehe obigen Link oder die Satire hier.
Remo Maßat